Siebenbürgische Kantorei bestreitet vier Kirchen-Chorkonzerte auf der Insel Kreta

 
 

Nach den gelungenen Auslandsreisen der Kantorei nach Frankreich im September 2006 und nach Luxemburg zu Pfingsten 2007, unternahmen die Sänger des Hilfskomitees mit Angehörigen eine Flugreise auf die Insel Kreta im Mittelmeer. Unserem Sangesbruder und zweiter Dirigent, Pfarrer a.D. Christian Reich war es gelungen, mehr als 25 Personen für eine Kretareise zu gewinnen.. Dank einer soliden Reiseplanung erlebten 27 Teilnehmer zehn unvergessliche Tage auf der größten griechischen Insel und profitierten von den Erfahrungen und Freundschaften, die Christian Reich, als Urlauberpfarrer von der EKD Hannover entsandt, im Jahr 2006 dort gewonnen hat.
Auf der Winter-Chor-Rüstzeit im Januar 2008 in Bad Herrenalb konnten wir zielstrebig für die vier auf Kreta geplanten Chorkonzerte unter der Leitung von Ilse-Maria Reich (Landshut) proben. Die Organisation lag in bewährter Weise in den Händen von Frieder Latzina (Karlsruhe).

Aus München kommend, landeten wir mit einer gelben TUI-Maschine auf dem modernen Flugplatz der Hauptstadt Heraklion (140.000 Einwohner) , wo wir vom Reisebüro und dem evangelischen Urlauberpfarrer, Probst Dr. Otmar Hesse, erwartet wurden und drei gemietete Mikroautobusse in Empfang nahmen. Mit diesen gut funktionierenden Bussen hatten wir viel Freiheit, die 260 km lange Insel dazu 60 km als größte Breite, kreuz und quer auf gut ausgebauten Strassen zu befahren. Infolge früherer Abholzungen ist das sehr bergige Inselgelände stark verkarstet mit hohen Bergen und spektakulären Höhlen, Schluchten, Tälern und mit ausgedehnten Hochebenen. Mehrere Gebirgszüge mit Restschnee bedeckten Gipfeln, wie der 2.456 m hohe Psiloritis im Idi-Gebirge, bieten Kontraste zu den heißen Meeresbadeplätzen am Fuße dieser Berge.

Unser Quartier mit Halbpension war im mondänen Hotel Arolithos in den Bergen oberhalb der Hauptstadt mit herrlichem Rundblick und inmitten eines nachgebauten Dorfmuseums mit alter bäuerlicher Kultur, gelegen. Zu diesem Dorfmuseum strömten viele Schulklassen und ausländische Touristen. Dazu gehörte auch ein großes Restaurant mit schattigem Garten, in dem fast jeden Tag große Feste und Feiern mit viel Life-Folklore-Musik bis spät in die Nacht stattfanden.
Auf unseren ausgedehnten Rund- und Tagesfahrten besuchen wir zahlreiche Sehenswürdigkeiten und lernten Land und Leute kennen. Wegen Umbau waren in dem bedeutenden Archäologischen Museum in Heraklion nur wenige der schönsten Museumsstücke zu sehen. Im nur 15.km entfernten Knossos besichtigten wir den wichtigsten von den erhaltenen vier Minoischen Palästen. Die ersten Palastbauten entstanden in der Periode 2100-1700 v. Chr. Um 1410-1420 v. Chr. drangen die Mykener ein und zerstörten die Paläste. Das Mittagessen nahmen wir in den landesüblichen Tavernen ein und hatten tägliche Gelegenheiten zum Baden an den prächtigen Stränden entlang der beiden Meeresküsten (Nord und Südflanke) der Insel. Es war eine gelungene Urlaubsatmosphäre zu der aber auch unsere Chortätigkeit gehörte und die wiederum verlangte Proben vor dem ersten Konzert im Kinosaal von Agios Nikolaos, einer Kleinstadt an der Nordküste.
Durch Vermittlung des Vorstehers der kleinen Evang. Kirchengemeinde auf Kreta, Wolfgang Schmedeke mit Lebenspartnerin Virginia zu einem "Rainbow-Choir" im Ort, der aus Skandinaviern, Briten, Holländer, Österreichern, Deutschen u.a. bestand hatten wir ein gemeinsames Konzert vor leidlich viel Publikum, auch mit zwei gemeinsam vorgetragenen Liedwerken. Davor hatten wir als Gäste von Schmiedecke sein Landhaus mit großem Grundstück besucht und kennen gelernt und viel über das abgeschiedene Leben in den Bergen erfahren. An dem Tag besichtigten wir auch die große Milatos-Höhle wo seit Christian Reichs Wirken alljährlich ein ökumenisches Treffen der Evangelischen mit den Griechisch-Orthodoxen stattfindet.
Von den rund 30 Klöstern auf Kreta besichtigten wir das Kloster Arkadi, das Nationalheiligtum der Kreter südöstlich von Rethymnon mit venezianischer Fassade und bekannt für seine Freiheitskämpfe gegen die Türken. Der Besuch des Moni Vrontissi Klosters beeindruckte durch zwei mächtige, uralte Platanen und schönen Fresken. Am saubersten und blumenreichsten bewirtschaftet schien uns das Frauenkloster Moni Savathanion, wo wir freundlich empfangen wurden und gediegene Textil- und andere Handarbeiten erwerben konnten.

Unser Chorauftritt in der Franziskanerkirche im Zentrum der alten Hafenstadt (ehemals Hauptstadt bis 1971) Chania, ab 21.30 Uhr vor nur wenigen Zuhörern war zu verkraften. Davor hatten wir die große Deutsche Kriegsgräberstätte in Maleme nahe der Küste westlich von Chania besichtigt und waren bei dem Durchschreiten der langen Gräberreihen tief betroffen über die Sinnlosigkeit dieser meist so jung geopferten über 4.400 deutschen Soldaten. Bei den Luftlandeangriffen am 20.Mai 1941 gegen Briten, Australier und Neuseeländer am Boden, mussten vor allem unschuldige Fallschirmjäger als Elite-Soldaten sterben. Seit dem 20.Mai 2001 treffen sich regelmäßig die Vertreter der beteiligten Streitkräfte in Maleme, um sich die Hände über diesen zahllosen Gräbern zu reichen.
Erlebnisreich war auch die Fahrt zu der fruchtbaren Lassithi-Hochebene mit Besuch der Zeus-Höhle sowie ein Abstecher zu der Stadt Ierapetra, der südlichsten europäischen Stadt, mit Einkehr im Dorf Kritsa mit seinen vielfältigen Handarbeitsangeboten und Textil- und Lederwaren. Der Badeurlaub am Strand von Matala mit den einst von Hippies bewohnten Höhlen hatte seinen eigenen Reiz.

In Heraklion trat unser Chor zweimal auf, jeweils in einem Katholischen Abendgottesdienst und am Sonntag in dem von uns gänzlich gestalteten Evangelischen Gottesdienst mit einer Busladung deutscher Touristen in der katholischen Friedhofskapelle im Zentrum der Stadt. Mit dem Franziskaner-Pater Petros hatten wir einen sehr liebenswürdigen, echten Freund getroffen, der in bester Ökumene uns in seine Andacht vor versammelter katholischer Kirchengemeinde mit einer Kindestaufe einband und uns anschließend bewirtete.
Der in unserem Hotelbereich für uns und andere Touristen veranstaltete Folkloreabend mit Festessen erschloss uns den Zugang zur kretischen Kultur, die wir an allen Tagen unserer Fahrt erleben konnten.

Am Abend vor dem Rückflug gab es dann bei einem Rückblick auch viel Lob und Dank für die Chorleiterin Ilse Maria und ihren Mann Christian Reich, welche uns zusammen mit dem Wirken von Frieder Latzina diese schönen und erlebnisreichen Tage ermöglicht haben.

Walter Klemm

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