SIEBENBÜRGISCHE KANTOREI auf KONZERTREISE

von Dinkelsbühl über Bad Herrenalb nach Luxemburg

 

 

Nach der gelungenen Chorfahrt im September 2006 nach Südfrankreich, mit vielfältigen Erlebnissen und Konzertauftritten, trafen sich die Mitglieder der Siebenbürgischen Kantorei ein halbes Jahr später zu Pfingsten beim Heimattag 2007 der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl wieder. Getreu der Tradition vergangener Jahre, tritt die Siebenbürgische Kantorei als Kulturgruppe des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und Evang. Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD e.V. alle zwei Jahre in Dinkelsbühl mit einem Kirchenkonzert und der musikalischen Umrahmung des Pfingstgottesdienstes auf.

Dank der flexiblen und kompetenten musikalischen Gestaltungsgabe der Chorleiterin und Konzert-Organistin Ilse-Maria Reich, konnte der Chor der Kantorei am Samstag vor Pfingsten um 18 Uhr ein anspruchsvolles Konzert in der Evangelischen St. Pauls Kirche von Dinkelsbühl zu Gehör bringen. Hohe Gäste und viele Landsleute wohnten einer guten Programm-Mischung von Werken der Chorliteratur mit Komponisten wie Dietrich Buxtehude, Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach und Josef Gabriel Rheinberger, sowie Komponisten aus Siebenbürgen, wie Franz Xaver Dressler und Hans Peter Türk, bei.

Es ist auch ein besonderes Verdienst von Ilse-Maria Reich, die Kantorei-Konzerte mit oft jungen Instrumental- und Vokalsolisten zu bereichern. Zu diesem Konzert wurde die Musikstudentin Ingrid Hutter hinzugezogen, die in Köln Musik im Hauptfach Fagott studiert. Gemeinsam mit Ilse-Maria Reich an der Orgel, brachte die junge, hochbegabte Künstlerin Sätze aus zwei Sonaten für Fagott und Orgel von Georg Philipp Telemann zu Gehör und erhielt viel Applaus.

 

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Die Solostücke an der Orgel von Dietrich Buxtehude und Felix Mendelssohn-Bartholdy spielte Ilse Maria Reich wie gewohnt souverän mit einer glänzenden Technik und einer adäquaten Registrierung.

Den Pfingstsonntags-Gottesdienst in der überfüllten St. Paulskirche gestalteten gleich drei Chöre mit, und zwar: Honterus-Chor Drabenderhöhe, Stephan Ludwig Roth-Chor Setterich und die Siebenbürgische Kantorei, unter Leitung von Ilse Maria Reich. Das Miteinander der drei Chöre mit fast hundert Sängerinnen und Sängern war für alle Beteiligten und die Kirchgänger ein Gewinn.

Am gleichen Tag nachmittags spielten im Rahmen der Kultur- und Jugendpreisverleihung die zwei Trompeter Hans-Paul und Christian Fuss (Vater und Sohn) die Teile aus dem Konzert in c-Moll für zwei Trompeten und Orgel von Georg Philipp Telemann.

Mit Fahrgemeinschaften gelangten die 22 Kantoreimitglieder und Begleiter am Pfingstmontag nach Bad Herrenalb bei Karlsruhe zur Evangelischen Akademie Baden, dem Haus der Kirche, wo sich vier arbeitsreiche Probentage in erholsamer Gemeinschaft anschlossen. Hier gesellten sich noch zwei weitere Konzert-Solisten dazu.

 

 

Aus Bukarest war die versierte Viola da Gamba-Spielerin Anca Jarosevici angereist und aus Landshut kam der Bariton-Solist Christoph Reich. Das Konzert mit geistlicher Abendmusik in der Klosterkirche Bad Herrenalb am 31.Mai 2007 war einer der gelungenen Höhepunkte der Chorfahrt. Wieder hatte die Chorleiterin eine gute Mischung aus barockem und romantischem Repertoire mit Werken von Komponisten aus Siebenbürgen und Rumänien als Programm angesetzt. Neben den Werken von siebenbürgisch-sächsischen Komponisten, wie Gabriel Reilich, Heinz Acker, F.X. Dressler, H.P. Türk, und Horst Gehann, erklangen auch Stücke von drei rumänischen Komponisten Felicia Donceanu, Nicolae Lungu und Liana Alexandra mit Bezügen zu der bekannten und beliebten Folklore. Kantoreimitbegründer und Mitsänger, Pfarrer i.R. Wieland Graef, übernahm die Begrüßung. Lesung, Meditation, Gebet und Segen in dem „Geistlichen Konzert“, welches auch der in Heidelberg lebende Komponist Prof. Heinz Acker besuchte und die Kantorei zu der Erstaufführung seines Kanons und der ihr gewidmeten Motette: “Siehe ich will ein Neues schaffen“, beglückwünschte. Besonders gefielen auch die Duo-Stücke von Gambe und Cembalo, meisterlich gespielt von Anca Jarosevici und Ilse Maria Reich, die miteinander gut musizieren können. Auch der warme Bariton von Christoph Reich, mit bekannten Arien aus großen Oratorien, gehörte mit zu den Höhepunkten. Die von Ilse-Maria Reich dargebotenen Orgelstücke „Präludium und Fuge c-Moll“ von Dietrich Buxtehude und das „Allegro veloce“ von Liana Alexandra zeugten von der Spannweite des Repertoires und vom Stilempfinden der Interpretin.

 

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Mit elf Pkw fuhr sodann die Gruppe am 1. Juni 07 nach Luxemburg, wo sie eine fürstliche Unterkunft bei den freundlichen Franziskanerinnen von der Barmherzigkeit, inmitten blühender Klostergärten, unweit vom Stadtzentrum, fand. Das Mutterhaus umfasst rund 150 Schwestern, die in zahlreichen Filialklöstern in Europa und Asien tätig sind und zur Zeit mit großen Nachwuchssorgen und Überalterung zu kämpfen hat.

 

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Es gab genügend Zeit, die Stadt allein und mit einer Führung zu erkunden. Auch seitens der protestantischen Kirchengemeinde wurde die Gruppe nach der Begrüßung zu einem Stadtrundgang eingeladen... Beeindruckend war die Vielfalt und Vielzahl der Veranstaltungen, wo die meisten davon im Kontext mit dem laufenden Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt stattfinden. In und um Luxemburg stehen 450 Projekte mit rund 5000 Veranstaltungen auf dem Plan. In dem erklärten Ziel „Brücken schlagen, Grenzen überwinden und Menschen zusammenbringen“, hat sich die Kantorei auch als Botschafterin Siebenbürgens verstanden.

Auf Schritt und Tritt macht ein blauer röhrender Hirsch mit der Zahl 2007 auf dem Rücken, als Logo des Kulturhauptstadtjahres 2007 in Luxemburg, auf sich aufmerksam. Er posiert als Standfigur an prominenten Plätzen, vor Museen, in Schaufenstern oder einfach auf Plakaten, Flyers oder in Programmheften.

 

 

Mit der Luxemburger Umgangssprache, dem Letzeburgischen, wird man mehrfach konfrontiert, sei es bei den Klosterschwestern, die nur Mundart untereinander sprechen und mit mehreren Organisationen und Verbänden den Schriftverkehr in Mundart abwickeln, sei es in den Zeitungen mit Mundarttiteln, wo dann auch 2-3 Mundartartikel neben viel Deutsch und Französisch vorkommen oder gar im Evangelischen Gottesdienst, wo Psalmlesung und Vaterunser-Gebet in Letzeburgisch erfolgten.

 

 

Das Konzert der Kantorei in der Protestantischen Dreifaltigkeitskirche (Protestantesch Kierch vun Lëtzebuerg), der einzigen evangelischen Kirche im ganzen Großherzogtum, war inhaltlich gleich wie in Bad Herrenalb auf hohem musikalischen Niveau. Von den vorbereiteten, als Zugabe gedachten siebenbürgisch-sächsischen, vierstimmigen Mundartliedern, sang die Kantorei „Et saß e klein wäld Vijeltchen“. Die Kirche gehört dem Großherzogtum und wird von dieser Behörde instand gehalten, weswegen, und auch der guten Akustik zufolge, hier zahlreiche weltliche und kirchliche Konzerte stattfinden. Beim Familien-Gottesdienstes am darauf folgenden Sonntag füllten die Gemeindeglieder die Kirche, wo auch zwei Taufen im Mittelpunkt standen. Der Pfarrer hielt einen dreisprachigen Gottesdienst mit ständig wechselndem Sprachgebrauch zwischen Deutsch, Französisch und Letzeburgisch. Die Kantorei und ihre Solisten hatten dabei mehrere musikalische Einlagen.

 

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Beim anschließenden Kirchenkaffee kam es zu einigen interessanten Begegnungen und Gesprächen mit Zukunftsplanung.

Fazit: Es war eine erlebnisreiche, musikalisch bereicherte Konzertreise im In- und Ausland mit unterschiedlicher Zuhörerzahl und dem Wunsch, nach den vielen Stunden von schönem Musizieren und fröhlicher Gemeinschaft, über weitere Treffen und Chorfahrten nachzudenken und bald zu planen.

Walter Klemm

 

... mehr Fotos von dieser Reise gibt es hier -die Kantorei bei der Arbeit, hier -die Kantorei in der Freizeit oder hier -verschiedene Gesichter der Kantorei ...

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